Mühlheimer Nachrichten

Interview mit Bürgermeister Daniel Tybussek

In der Ausgabe der Offenbach - Post vom 27. Januar 2022 erschien ein Interview mit Bürgermeister Daniel Tybussek, das eigentlich mit einer Frage zur Weihnachts- bzw. Neujahrsansprache begann:


Die Weihnachts- und Neujahrsgrüße wurden analog der letzten 10 Jahre von mir versandt. Was anders war: ein gemeinsames Grußwort von der Stadtverordnetenvorsteherin und mir als Bürgermeister in der Stadtpost gab es nicht. Es wurde leider nicht angeboten. Als sich kurz vor Weihnachten ergab, dieses Interview zu Jahresbeginn zu machen, habe ich auf eine weitere Aktion rund um den Jahreswechsel verzichtet.

Wenn Sie auf 2021 zurückblicken, was bleibt Ihnen am meisten in Erinnerung und was würden Sie gerne schnell verdrängen?

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Positiv in Erinnerung habe ich, dass unsere Stadt nach 2014 erneut mit dem Spar-Euro für nachhaltiges und wirtschaftliches Handeln ausgezeichnet wurde und natürlich die Aktion im Rahmen der Woche des bürgerschaftlichen Engagements auf dem Wochenmarkt. Die Vielfalt der sozialen Organisationen und zahlreiche ehrenamtlich Engagierte war ein beeindruckendes Bild, was wir gerade in Corona-Zeiten viel zu selten erleben. Folglich würde ich die Corona-Einschränkungen gerne verdrängen und hoffe, dass möglichst bald wieder Normalität einkehrt und vor allem wieder persönliche Kontakte, Treffen und Veranstaltungen von Vereinen möglich sind.

Wie gelingt es Ihnen, sich und Ihre Mitarbeiter im Rathaus angesichts der zermürbenden Pandemie jeden Tag aufs Neue zu motivieren?


Die Pandemie stellt sicher eine große Herausforderung dar, die wir dank engagierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut bewältigen. Mühlheim als liebens- und lebenswerte Stadt zu erhalten treibt uns an.

Wie schwer fällt Ihnen das Amt des Bürgermeisters, seitdem sich die Machtverhältnisse in der Stadtverordnetenversammlung geändert haben?

Politische Veränderungen gehören zur Demokratie dazu. Deshalb habe ich die Verwaltung umgehend als Dienstleister für die neue Mehrheit ausgerichtet, da ich dieser nicht mehr angehöre. Die Vorgaben und Entscheidungen sind seit fast einem Jahr von der Allianz zu treffen. Da noch viele frühere Projekte laufen und fertiggestellt werden müssen, kann ich mich über mangelnde Beschäftigung nicht beklagen. Damit es aber in diesem Tempo weiter geht, hätte es aus meiner Sicht mehr inhaltlicher Entscheidungen und einer Haushaltsverabschiedung bedurft. Es gilt also diese Bremse schnell im Interesse für die Stadt und im Sinne der Bürgerinnen und Bürger zu lösen.

Der Haushalt fürs kommende Jahr hat schon vor der Einbringung für Diskussionen gesorgt. Wie ist der Stand, an welchen Stellschrauben muss noch gedreht werden und wie eng muss Mühlheim in Zukunft den Gürtel schnallen?

Nach der nicht erfolgten Haushaltseinbringung im Herbst letzten Jahres hatte ich angeboten, einen ausgeglichenen „Kämmererhaushalt“ vorzulegen, der genehmigungsfähig ist und keine politischen Projekte enthält. Dieser sollte bis Mitte Januar in den Magistrat eingebracht werden. Darauf hatten sich die Fraktionsspitzen der Allianz und ich mich verständigt. Das ist erfolgt und mittlerweile hat der Magistrat den Entwurf der Haushaltssatzung festgestellt. Die Einbringung in die Stadtverordnetenversammlung kann somit erfolgen und dann kann ich auch auf konkrete Zahlen eingehen.

Wie optimistisch sind Sie, dass Kommunen in Zukunft finanziell von Bund und Land stärker entlastet werden?

Kommunen erhalten ja immer wieder neue Aufgaben von Bund und Land und werden bei deren Finanzierung oft allein gelassen. Allein die Finanzierung der Schulkindbetreuung an allen Grundschulen belastet den Mühlheimer Haushalt mit über 4 Mio. € im Jahr! Auch wenn es sich hier derzeit um eine freiwillige Leistung handelt, ist diese für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unerlässlich. Mit dem Rechtsanspruch ab 2026 verbinde ich die Hoffnung einer spürbaren finanziellen Beteiligung von Bund und Land.

Was sind Ihre Ziele für 2022?

Natürlich dass wir bestmöglich durch die Corona-Pandemie kommen und allen damit einhergehenden Anforderungen gerecht werden. Außerdem hoffe ich, dass es mit der Einspurigkeit der B 43 schneller und zügiger voran geht.

Wenn Sie sich für Mühlheim eine Sache fürs neue Jahr wünschen dürften, was wäre das?

Dass der Haushalt wie geplant beschlossen und baldmöglichst genehmigt wird. Erst dadurch können wir nämlich das bürgerschaftliche und ehrenamtliche Engagement in 2022 zuverlässig und nachhaltig unterstützen und neue Projekte beginnen.