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Wasser uff die Mühl

Wenn sie sich zu Beginn der Fastnachtszeit, in Deutschland traditionell nach dem Dreikönigstag, lachend und voller Frohsinn wieder in das zeitlich begrenzte Fastnachtsvergnügen stürzen, denken viele der Narren und eingefleischten Karnevalisten weder an die christianisierte Form der heidnische Winteraustreibung noch daran, dass die Wurzeln dieses fröhlichen Treibens weit in die Antike zurückreichen - nach Ägypten und Babylonien. Im alten Babylon mit seinen ersten urbanen Kulturen feierte man schon vor 5000 Jahren einen Vorläufer des Karnevals. An einem siebentägigen Fest als symbolische Hochzeit einer Gottheit wurde zum ersten Mal das Gleichheitsprinzip während ausgelassener Feiern praktiziert, auch heute noch ein charakteristisches Merkmal des Karnevals: „Kein Getreide wird an diesen Tagen gemahlen, die Sklavin ist der Herrin gleichgestellt und der Sklave an seines Herrn Seite. Die Mächtige und der Niedere sind gleichgeachtet." Auch heute dauert das närrisches Vergnügen nur eine kurze Zeit. Es ist ein Schwellenfest vor der österlichen Fastenzeit mit zeitlicher Begrenzung: am Aschermittwoch ist Schluss. Den Höhepunkt erreicht die Fastnacht in der eigentlichen Fastnachtswoche mit ihren tollen Tagen, von Donnerstag bis Rosenmontag und Fastnachtdienstag mit seinen Fastnachtsumzügen.

Mühlheim blickt auf eine vielfältige und lange Fastnachtstradition zurück. Rosenmontagszüge gibt es in der Mühlenstadt schon seit 1891. 2002 feierte der Mühlheimer Karneval-Verein e.V., der diesen Zug ausrichtet, das 111jährige Rosenmontagszug-Jubiläum und die Fastnachtszüge am Fastnachtsdienstag gehören seit 1958 zum festen Bestandteil des Lämmerspieler Karnevals. Seit vielen Jahrzehnten gehören etablierte Fastnachtsvereine zum Umfeld des Mühlheimer Karnevals, darunter die Tanzsport- und Karnevals-Gesellschaft Sonnau e.V. (TKG), die in diesem Jahr ihr 100jähriges Bestehen feiert und auf außergewöhnliche Erfolge zurückblicken kann. „Ich hab Sonnau im Herzen im 100. Jahr" lautet der Slogan 2009 und die Sonnau-Garden haben seit mehr als 20 Jahren dafür gesorgt, dass der Name Mühlheim europaweit bekannt wurde: Hessenmeister, Deutscher Meister, Europameister - Garde,- Solo- oder Schautanz - der Erfolg war ihnen nicht zu nehmen.

Fastnacht fasziniert, das spiegelt sich auch durch die zahlreichen Veranstaltungen wider: von Anfang Januar bis Fastnachtsdienstag finden in diesem Jahr in Dietesheim, Lämmerspiel und Mühlheim über 30 karnevalistische Veranstaltungen statt - Fastnachtssitzungen, Kappenabende, Maskenbälle und Umzüge, nicht mitgezählt vereinsinterne Karnevalsvergnügungen. Generationsübergreifende Brauchtumspflege in solcher Vielzahl und Intensität nach Kräften zu unterstützen, für die Verantwortlichen im Rathaus ist dies seit langem eine Selbstverständlichkeit. Bei den Umzügen in Mühlheim und Dietesheim geschieht dies konkret durch Zuschüsse für die musikalische Ausgestaltung, die Beschilderung und die Straßenreinigung.

Mit den historischen Ereignissen der heimatlichen Fastnacht hat sich in diesem Jahr auch der Mühlheimer Geschichtsverein befasst und macht dies in einer Ausstellung im Stadtmuseum an der Marktstraße 2 einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.

„Die hiesige Fastnacht ist zumindest mehr als 120 Jahre alt, Grund genug für uns, den Spuren der Fassenacht nachzugehen und die Vergangenheit wieder lebendig werden zu lassen", sagen die Mühlheimer Hobby-Historiker und gaben ihrer Ausstellung gleichzeitig den passenden Namen: „Trommeln, Teufel, Tollitäten - Fassenacht historisch in unseren drei Stadtteilen". Gemeinsam mit sechs Fastnachts - und Karnevalsvereinen wurden aus allen Stadtteilen über viele Monate hinweg wertvolle Exponate zusammengetragen: Dokumente, Kostüme, Orden, Narrenkappen und sogar Original-Kostüme, die aus den 30er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts stammen. Raritäten und Kuriositäten reihen sich in bunter Folge aneinander und einige der Bezeichnungen der vielen Fastnachts-Gruppierungen, hauptsächlich Abteilungen von Turnvereinen, verleiten zum Schmunzeln, wenn man hört, dass sich der katholische Jünglingsverein besonders aktiv an dem fröhlichen Narrentreiben beteiligt hat. Über 600 Fotos habe man erhalten, unter denen rund 300 auf über 20 Tafeln ausgewählt wurden und die Impressionen von Fastnachtszügen, Rathauserstürmungen und Saalfastnachten, also der Sitzungen und Kappenabende, wiedergeben. Ermöglicht wurde die präsentable Schau nicht nur durch die unschätzbare Mitarbeit der Fastnachtsvereine sondern ganz besonders durch die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger aus allen drei Stadtteilen. Die Ausstellung läuft noch bis zum 28. Februar 2009 und wird von interessanten Rahmenveranstaltungen im Stadtmuseum begleitet, der Eintritt ist frei.