Doppelte Radnadelverleihung am Tag des offenen Denkmals

40 Jahre Stadtmuseum – Dank 40 Jahren Engagement und Herzblut

Eines der herausragendsten Wahrzeichen Mühlheims – es wäre nicht dasselbe ohne den jahrzehntelangen Einsatz zweier Mühlheimer Archäologen. 

Richard Plackinger war es, der, an der Seite von Günter Meyer 1976 eine der wichtigsten Fundstellen des Spätpaläolithikums in Europa fand und damit überhaupt erst den Weg freimachte für das spätere Stadtmuseum. Entlang der heutigen B43 lebten nämlich in der Späteiszeit Jäger der Federmesserkultur – die Erfinder von Pfeil und Bogen. Noch heute vermittelt Richard Plackinger Schulklassen und interessierten Teilnehmenden im Stadtmuseum, wie auch am Fundort das kulturelle Erbe dieser längst vergangenen Zeit.

Dass das Stadtmuseum überhaupt in seiner Form eröffnen konnte, ist Herrn Plackinger nicht nur durch seine archäologischen Beiträge zu verdanken, sondern auch durch unzählige Stunden Ehrenamt. Er und die Mitglieder seiner Arbeitsgruppe opferten für die Eröffnung des Stadtmuseums 1985 ihren gesamten Jahresurlaub - für Aufbau, Einrichtung und Gestaltung. Auch als das Museum 2012 neu eingerichtet wurde, engagierte er sich intensiv.

Die Herzstücke der Ausstellung – ihre archäologischen Exponate – sind einer glücklichen Begegnung von Richard Plackinger und Hans-Jürgen Wagner zu verdanken. Wagner selbst hatte bereits zahlreiche Funde aus eigenen Expeditionen zusammengetragen. Faustkeile, Steinbeile, Pfeilspitzen und weitere steinzeitliche Werkzeuge zählen zu seiner Sammlung. Mit einem – in Deutschland nur selten zu findenden – Faustkeil als Geschenk legte Wagner den Grundstein für Herrn Plackingers eigene Sammlung. 1988/1989 unternahmen beide mit der Vor- und Frühgeschichtlichen Arbeitsgruppe unter der Leitung Wagners ihre erste gemeinsame Forschungsreise in die Sahara. Seither organisierte Wagner zweimal pro Jahr Expeditionen in die Wüste. Seine Leidenschaft und sein Engagement trugen maßgeblich zur Sammlung und Erforschung steinzeitlicher Funde bei.

Erst 2024/2025 konnte die Ausstellung durch neue Exponate aus den gr0ßen Sahara-Expeditionen und durch Fußvitrinen mit Stücken der überregional bedeutenden altsteinzeitlichen Sammlungen beider Männer erweitert werden. Ein besonders herausragendes Exponat aus Herrn Wagners Sammlung ist die größte bisher entdeckte Reibeplatte aus der Jungsteinzeit. An ihr konnten bis zu vier Personen gleichzeitig arbeiten - ein eindrucksvolles Zeugnis gemeinschaftlicher Arbeitsprozesse in der Jungsteinzeit.

 

Überraschung nach Führung

Am Tag des offenen Denkmals im Jahr des 40. Jubiläums des Stadtmuseums ließen es sich Richard Plackinger und Hans-Jürgen Wagner natürlich nicht nehmen, die Gäste des Museums persönlich zu treffen. Richard Plackinger bot selbst wieder eine Sonderführung an, in der natürlich auch die Reibeplatte aus dem Wüstensand der Sahara Erwähnung fand.

Eine besondere Überraschung erwartete die beiden Männer, als eine Delegation der Stadt um Bürgermeister Dr. Alexander Krey und Fachbereichsleiterin für Sport, Kultur und Ehrenamt Katrin Bausewein mit Blumen und Urkunden zu persönlichen Laudationen ansetzte. So bekamen beide Männer für ihr mehrere Jahrzehnte umspannendes Engagement im Bereich der Archäologie und im kulturellen Engagement für Mühlheim Radnadeln der Stadt verliehen. Richard Plackinger erhielt silberne und Hans-Jürgen Wagner bronzefarbene Nadeln.

„Die Verdienste von Richard Plackinger und Hans-Jürgen Wagner sind nicht hoch genug einzuschätzen“, sagt Bürgermeister Dr. Alexander Krey. „Es sind ihre großzügigen Schenkungen und die unzähligen Stunden ihres Herzbluts, die das Stadtmuseum und seine archäologischen Sammlungen auch heute nicht nur von der Evolution der Menschheit, sondern von der tiefen Verbindung der Menschen zur Geschichte erzählen lassen.“