Internationaler Museumstag | Stadtmuseum Mühlheim bietet eine Sonderführung zur Federmesserkultur an

Über die Führung hinaus hat das Stadtmuseum an diesem Tag von 10 Uhr bis 14 Uhr geöffnet. Herr Plackinger ist während der gesamten Zeit vor Ort und für Fragen ansprechbar.

Themenschwerpunkte der Führung

Im Zentrum der Führung wird das Spätpaläolithikum stehen, das sich von ca. 12.000 bis 8.000 v. Chr. erstreckte. Menschen, die in der damaligen Federmesserkultur lebten, siedelten unter anderem auch in Dietesheim an. Die Bezeichnung dieser historischen Epoche rührt von der charakteristischen archäologischen Leitform, dem einer Feder ähnelnden Federmesser aus Feuerstein.

Herr Plackinger, der seit 55 Jahren in der Vor- und Frühgeschichte tätig ist, wird von eigenen Ausgrabungen berichten, rekonstruierte Gesichter bestatteter Personen aus der Frühzeit zeigen und über Grabfunde aus Hanau-Steinheim und Mühlheim-Dietesheim berichten, die er ab 1971 begleitet und als Zeichner dokumentiert hat.

Zwei Fundplätze werden dabei besonders im Mittelpunkt stehen. Der erste Fundplatz ist in Dietesheim an der Grenze zu Steinheim gelegen, wo eiszeitliche Jäger, damals Erfinder von Pfeil und Bogen, am Mainufer ihre Jagdhütte errichtet hatten. Dieser Fundplatz gilt Herr Plackinger zufolge als wichtigster Originalfundplatz der Federmesserkultur in Europa. 1975 entdeckte Herr Plackinger selbst mit seinem Kollegen Günter Meyer diese Fundstelle bei einer Feldbegehung. 1976 bis 1980 legte Prof. Dr. Dr. Gerhard Bosinski mit seinem Studenten eine hüttenartige Behausung frei. 2023 nahm Prof. Felix Riede von der Aarhus University in Dänemark, gefördert von der Europäischen Forschungsgemeinschaft, eine Nachuntersuchung vor. Erkenntnisse dieser Untersuchung will Herr Plackinger mit seinen Gästen teilen.

Einen zweiten Schwerpunkt wird Herr Plackinger auf einen Fund in Bonn-Oberkassel legen. Thematisch geht es hier um Familienbestattung mit Hund in der Federmesserkultur. Im Februar 1914 entdeckten Arbeiter in einem Steinbruch die Skelette einer etwa 20 Jahre alten Frau, eines etwa 45 Jahre alten Mannes und die Knochen eines Hundes sowie geschnitzte Kunstgegenstände im rötlichen Sediment. Das Doppelgrab mit Hund ging als wissenschaftliche Sensation in die Geschichte ein. Die Gesichter der bestatteten Personen aus dem Spätpaläolithikum wurden durch Wissenschaftler rekonstruiert. Bilder der Rekonstruktion dieser Gesichter werden in der Sonderführung gezeigt.

40 Jahre Stadtmuseum

Der Internationale Museumstag läutet ein besonderes Jahr für das Mühlheimer Stadtmuseum ein. Bereits 1985 eröffnet, feiert das Museum in diesem Jahr sein 40. Jubiläum. Zu diesem Anlass plant die Stadtverwaltung Mühlheim am Tag des offenen Denkmals am 14. September noch einmal eine gesonderte Jubiläumsfeier.

Vorab können sich Freundinnen und Freunde der Vor- und Frühgeschichte und des Stadtmuseums aber bereits über eine Vielzahl neuer Exponate freuen. Unter ihnen die von Herrn Plackinger selbst ausgegrabene Reibeplatte, für die sich auch das Senckenberg-Museum in Frankfurt am Main bereits interessiert hat. Die neuen Exponate sind im ersten Geschoss des Museums zu finden, wo weiterhin die vor- und frühgeschichtlichen Themen behandelt werden. Das Erdgeschoss ist weiterhin für Wechselausstellungen von Kunstschaffenden oder für heimatbezogene Themen seitens des Geschichtsvereins vorgesehen.

„Das Mühlheimer Stadtmuseum ist ein ganz besonderer Ort. Es hat selbst eine lange Geschichte und ist seit seiner Erbauung 1786 auf verschiedenste Weise ein wichtiges Zentrum in der Stadt gewesen. Es war schon „Gasthaus zum Engel“, Schule und Rathaus und ist in seinem jetzigen Leben schon seit 40 Jahren Stadtmuseum“, sagt Bürgermeister Dr. Alexander Krey. „Als historisch interessierter Mensch bin ich fasziniert von den Ursprüngen unserer Gesellschaft und insbesondere der Geschichte des Rhein-Main-Gebiets. Wie unsere Vorfahren vor 10.000 Jahren aussahen und lebten, kann man im Stadtmuseum live sehen.“