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Schulversuch

Am vergangenen Donnerstag fand im Mühlheimer Rathaus eine Informationsveranstaltung zum Schulversuch „Begabungsgerechte Schule" statt. Die große Teilnehmerzahl läßt vermuten, wie sehr diese Thematik auf Interesse stößt. Nicht nur Schulleitungen und Lehrer waren vertreten, sondern auf Leiterinnen von Kindertagesstätten und Eltern fanden sich in dem Sitzungssaal ein. Frau Elke Tomala-Brümmer vom Kreis Offenbach führte durch die Veranstaltung und präsentierte die Ziele und die Umsetzung des Schulversuches. Bürgermeister Bernd Müller hatte sich in den vergangenen Monaten sehr darum bemüht, den Schulversuch nach Mühlheim zu bringen: „Dass nun drei Mühlheimer Schulen Teil des Projektes sind, setzt ein Zeichen. Wir wollen aus den festgesetzten Denkschemata ausbrechen und den Weg für ein neues Konzept ebnen."

Die Idee hinter dem System ist klar definiert: Keine Aussonderung, sondern Inklusion. Auch Kinder mit Lernschwächen, die unter normalen Umständen durch das Raster des etablierten Schulsystems fallen, sollen in die regulären Grundschulen integriert werden. „Wir müssen akzeptieren, dass die Heterogenität der Kinder die Realität ist und nicht die Ausnahme", betont Frau Tomala-Brümmer. Obwohl die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler weit auseinander liegen, sollen alle Kinder gemeinsam in einer Klasse unterricht werden.

Um die Lehrkräfte vor Ort in den Klassen zu unterstützen, wurden an den Projektschulen Sozialarbeiterstellen geschaffen. Für Kinder, ob hochbegabt, sozial auffällig oder lernschwach, werden in Abstimmung mit Lehrern, Sozialpädagogen und Eltern Förderpläne erstellt. Sie helfen den Lehrern, Stärken und Schwächen der Kinder einzuschätzen und angemessen zu fördern. Durch die Einsetzung der Pädagogen kann sich intensiver um einzelne Kinder gekümmert werden und diese Schüler fallen nicht mehr durch das Raster des normalen Schulsystems. Der Schulversuch ermöglicht eine Chancengleichheit, wie sie Kinder auf Förderschulen bisher nicht erfahren haben. „Den Schuleinsteigern soll kein Stempel aufgedrückt werden, der finanzielle Abhängigkeit, soziale Ausgrenzung und in vielen Fällen Kriminalität schon vorprogrammiert", warnt Frau Tomala-Brümmer vor den Risiken eines Sonderschul-Besuches.

Das Schlagwort im Zusammenhang mit dem Schulversuch ist „Inklusionspädagogik". Die Verschiedenheit der Kinder ist die Normalität und kann in Regel-Grundschulen berücksichtig und genutzt werden. „Wir möchten keinen Durchschnittsschüler kreieren, sondern auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder stärker eingehen", erklärt Frau Tomala-Brümmer das Konzept.

Bisher stieß der Schulversuch auf positive Resonanz. Sowohl die Schulen und Lehrer als auch die Eltern wissen die Bemühungen um die Umstrukturierung des Grundschulsystems zu schätzen. Das Ziel, alle Kinder in einem System zu greifen, fängt schon früh an. Auch Kindertagesstätten tragen maßgeblich zu dieser Entwicklung bei.

Das Projekt wird wissenschaftlich von Dipl. päd. Felix Buchhaupt und Prof. Dr. Dieter Katzenbach von der Goethe-Universität Frankfurt sowie Dr. des. Valeska Olde begleitet. Sie sind für die Evaluation des Schulversuchs zuständig. Diese Kooperation ermöglicht ein hohes Maß an Transparenz nach Innen und Außen. Neben der Berichterstattung an den Kreis Offenbach und das Schulamt geben die wissenschaftlichen Mitarbeiter auch eine Rückmeldung an die Projektschulen. So wird eine zeitnahe Umsetzung der Verbesserungsmöglichkeiten garantiert.

Bürgermeister Bernd Müller zeigt sich stolz, dass das Projekt, gerade im Hinblick auf die Schließung der Wichernschule, nun endlich in die Wege geleitet werden konnte.